Eine technische Innovation: Der Thermoboden (DCG-Information, 09/2000)

"... Warum regeln manche Aquarianer ihre Wassertemperatur?" Peter Buchhauser

Elektrischer Strom und Wasser! Spätestens, wenn ein Stabheizer im Aquarium zerbricht, scheiden sich die Geister. Der eine plädiert auf unzerbrechliche Titanheizer, viele heizen die Aquarien über den Raum mittels Zentralheizung, andere verlegen Bodenheizungen im Untergrund, etc. Ein gemeinsames Ziel steht heutzutage wohl ganz oben: Größtmögliche Sicherheit und möglichst effizienter Energieeinsatz. Angesichts der steigenden Energiekosten wird letzteres ein immer wichtiger werdender Aspekt.

Betrachten wir einmal ganz nüchtern den gemeinen Zweck einer Aquarienheizung: Wasser soll permanent auf einem bestimmten Temperaturniveau bleiben, damit sich unsere geliebten Pfleglinge wohl fühlen, sich vermehren und gesund bleiben. Im Bedarfsfall sollte die Regelung nach unten oder oben möglichst einfach sein.

Warum regeln manche Aquarianer ihre Wassertemperatur? Bestimmte Buntbarsche z.B. weisen als halbwüchsige Exemplare eine starke innerartliche Aggressivität auf, um deren Gemüter zu beruhigen, empfiehlt es sich, vorübergehend die Temperatur auf etwa 21-22°C abzusenken. Laichenden Paaren hilft man, indem man die Temperatur etwas anhebt. 27-29°C helfen unseren Fischbabies, schneller heranzuwachsen und resistenter gegen bestimmte Krankheiten zu werden. Nicht umsonst findet in der Natur die Sorge um Nachwuchs gegen Ende Trockenzeit statt. Denn dann besitzen Flüsse und Seen die höchste Temperatur, weil der Wasserstand, bzw. die Strömung sehr gering sind.

Was also können wir als Pfleger besser machen, wenn es um die Wassertemperatur in unseren Aquarien geht? Während manchmal über Jahre hinweg der alte Regelheizer alle Ansprüche erfüllt, so suchen gerade Liebhaber mit mehreren Aquarien immer wieder nach anderen Lösungen. Als ich nach 20 Jahren Aquaristik einen neuen Fischkeller bezog, machte auch ich mir größte Gedanken bezüglich der Heizung meiner Becken. Bei 12 Aquarien ging es in erster Linie um eine Senkung der Heizkosten und um eine möglichst niedrige Luftfeuchtigkeit im Aquarienkeller. Bei vielen Freunden und Bekannten mit mehreren Aquarien werden aus diesen eben erwähnten Gründen die Becken indirekt – das heißt, die Raumtemperatur erwärmt die Aquarien – geheizt. Eigentlich keine schlechte Lösung, wenn man davon absieht, daß diese Räume brutal überheizt sind. Da Wasser aufgrund der sogenannten Verdunstungskälte immer kälter als die Umgebungsluft bleibt, muß man den Raum immer stärker erwärmen, als sich dadurch das Wasser erwärmt. Dies bedeutet in der Praxis, daß fast 30°C Raumtemperatur nötig sind, um Wasser bei 26-27°C zu halten. Da Wärme bekannterweise nach oben steigt und zwei- oder mehrreihige Aquarienanlagen diesem physikalischen Gesetz folgen, sind die unteren Aquarien immer kälter als die oberen.

Für mich also keine ideale Lösung. Zur Zeit arbeite ich mit einem 2-Wege-System: Der Heizkörper im Aquarienkeller erwärmt die Raumluft auf etwa 22-24°C, je nach Jahreszeit. Die darüber hinaus notwendige Erwärmung des Wassers wird über Heizstäbe gesteuert, welche mittels Zeitschaltuhr zum einen nur mit günstigem Nachtstrom laufen und zum anderen über die Veränderung der Heizzeiten die oben genannte Temperatursenkung oder –erhöhung einfach ermöglichen. An sich eine gute Lösung. Der Energieverbrauch wird optimiert, da die Räume nicht permanent überheizt werden, was große Energieverluste über das Mauerwerk bedeutet, andererseits sorgt die Raumheizung dafür, daß möglichst wenig Wasser verdunstet und über das ganze Jahr hinweg eine relative Luftfeuchtigkeit von weniger als 60% in meinem Aquarienkeller herrscht.

Was wäre, wenn es bei unserem Hobby nichts mehr zu Verbessern gebe? Es wäre auf Dauer langweilig. Durch Zufall entdeckte ich eine absolute technische Innovation: Den Thermoboden für Aquarien, welcher die Gefahrenquelle Strom vollständig außerhalb des Aquariums behält und zudem für eine kinderleichte Temperierung aller Aquarien bei effizientem Energieeinsatz sorgt. Was steckt hinter diesem Thermoboden?. In einem Glasverbund aus Einscheiben-Sicherheitsglas (an der dem Wasser zugewandten Seite) und Standard-Floatglas entsprechend der statisch notwendigen Glasstärke sind elektrische Heizleiter sicher und ohne mechanische Belastungspunkte (das ist besonders wichtig bei großen Becken) in Gießharz vergossen. Der Betrieb erfolgt wie gewohnt mit 230 V Wechselstrom über handelsübliche Steuergeräte zur Temperaturregelung.
Die allgemein bekannten Vorteile von Bodenheizungen wie Durchflutung des Bodengrundes, gleichmäßige Wärmeverteilung, besseres Pflanzenwachstum, etc. werden mit dem Thermoboden noch verstärkt, da die beheizte Fläche erheblich größer und dichter gegenüber z. B. im Bodengrund verlegten Heizkabeln ist.
Durch die große, beheizte Bodenfläche steigt das erwärmte Wasser auf und kühlt an der Front- und Rückscheibe ab. Die so entstehende Durchflutung des Bodengrunds reduziert Ablagerungen durch die Ausscheidungen der Buntbarsche und hält auf Dauer den Bodengrund sauber. Eine angenehme Begleiterscheinung für Cichliden-Liebhaber mit dicht besetzten Becken.
Kein Kabel und keine Stromleitung im Wasser bedeuten neben der besseren Optik insbesondere Schutz bei unseren Buntbarschen, welche vor allem zur Laichzeit gerne wühlen. Da die dem Wasser zugewandte Seite aus dünnem, aber gehärtetem Spezialsicherheitsglas besteht, wird der Schutz vor mechanischer Beschädigung z.B. durch einstürzende Steindekorationen deutlich vergrößert. Wie oft schon sind Glasregelheizer im Aquarien und unter Betrieb zu Bruch gegangen. Abgesehen von der Gesundheits-gefährdung, denn welcher langjährige Aquarianer bekam noch keinen Stromschlag beim Füttern oder Hantieren im Becken, ist es ungemein lästig, die kleinen Glassplitter aus dem Becken zu bekommen. Leicht sind sie vergessen, spätestens bei der nächsten Schnittwunde, die unter Wasser an den Händen verursacht wurde, erinnert man sich wieder daran.

Eine effiziente Energienutzung der sicheren Verwendung von 230 V (der Thermoboden von H&H hat die Zulassung durch VDE) ist zudem gegeben, da keine Trafoverluste anfallen wie bei herkömmlichen Bodenheizungen.

Auch der durch die Medien bekannte Elektrosmog ist geringer durch gegeneinander polarisierende Leiterbahnen. Außer einem selten möglichen Bruch sind derzeit keine Ursachen oder Defekte vorstellbar, wenn nicht gerade mehr als knapp 2000 Volt durch dieses System gejagt werden, was eigentlich in der Praxis nie vorkommen dürfte. Selbst bei einem Bruch kann die Thermobodenscheibe getauscht werden. Da der Hersteller aber 5 Jahre Garantie auf sein Produkt gibt, kann davon ausgegangen werden, daß im verwendeten Glas noch Sicherheiten stecken.

Sinnvoll denke ich mir, ist aufgrund der einmalig höheren Anschaffungskosten, wohl erst der Einsatz des Thermobodens von H&H Products bei Aquarien ab 100 cm Länge. Standardmäßig wird demzufolge der Thermoboden für Aquarien mit 100 x 50 cm bis 200 x 60 cm Bodenfläche angeboten. Größere Böden oder Sondermaße können sicherlich ebenfalls angefertigt werden.

Wenn man den Thermoboden und seine zahlreichen Vorteile mit konventionellen Stab- oder Bodenheizungen vergleicht, dann wird man schnell feststellen, daß die einmalig höhere Investition allemal gerechtfertigt ist. Egal, ob für’s Wohnzimmer-Schauaquarium oder für den Keller, insgesamt halte ich den Thermoboden für sehr empfehlenswert, zumal es sich hier um eine wirkliche technische Neuerung handelt.

Bezugsquelle:
Im Aquaristik-Fachhandel werden Aquarien der Firmen EFS, Euro-Fisch-Schmölzing oder WOHA, Wolfram Haupt mit der Thermoboden-Option angeboten;
weitere Information: www.h-h-products.de



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© Peter Buchhauser