Techniktipps für Cichliden-Liebhaber

Teil 3: Die Ernährung unserer Cichliden. (DCG-Information, 02/2000, S.260)

... ein oder andere Cichlide stirbt und zwar nicht an Altersschwäche. Peter Buchhauser

Die Buntbarschpflege hat ihren Reiz, dies steht außer Frage. Wenn wir aber in die Vergangenheit zurückblicken, dann haben die meisten von uns auch bereits herbe Rückschläge und Niederlagen erlitten. Oft sind es gerade die verzweifelt gesuchten oder begehrten Fische, mit denen es nicht klappen will. Wer kennt es nicht, endlich hat man nach mühsamer Suche jemanden gefunden, der die Tiere abgibt, nimmt große Entfernungen in Kauf, zahlt mitunter einen hohen Preis und hat nichts als Ärger damit.
Wenn wir uns vor Augen halten, wie viele Buntbarsche alleine in Deutschland jedes Jahr ?verkonsumiert? werden, wie einzelne Züchter Monat für Monat Hunderte oder gar Tausende von Cichliden produzieren, welche nach dem Verlassen der Aquarien des Züchters bereits die meiste Zeit ihres kurzen Lebens hinter sich haben, dann sollten wir uns alle bemühen, das Leben unserer in Gefangenschaft gehaltenen Tiere so erträglich und langandauernd wie möglich zu gestalten. Bitte verstehen sie mich hier nicht falsch, es ist keine Kritik an den Züchtern, da die Buntbarschzucht etwas außerordentlich schönes ist und so mancher davon leben muß, der Fisch beruflich züchtet. Es ist auch keine Kritik am Pfleger selbst, denn ein jeder von uns ist sicherlich bemüht, seinen Fischen alles Gute angedeihen zu lassen. Beides brauchen wir, sowohl die Züchter als auch die reinen Pfleger, um mit unserem Hobby weiter in die Zukunft blicken zu können.
Die folgenden Zeilen sollen aufzeigen, daß wir aus Routine und paradoxerweise auch aus Erfahrung heraus so oft die gleichen Fehler machen und uns deren meist nicht bewußt sind.

Woran sterben unsere Buntbarsche im allgemeinen? Diese Frage wird niemand umfassend beantworten können, aber nennen wir einige bekannte Symptome:

  1. Sie werden durch ihre Mitbewohner und deren Aggressivität zerbissen
  2. Sie fressen einfach nicht mehr und verenden
  3. Sie haben aufgeblähte Bäuche, blasse Farben und sterben
  4. Sie brechen an den verschiedensten Körperstellen geschwürartig auf und folgen Punkt 2
  5. Sie haben weißen Kot, dunkle Farben und sind eigentlich schon tot
  6. Etc, etc.

Wenn ich mich als Aquarianer in einer ruhigen Stunde einmal einer kritischen Selbstuntersuchung unterziehe, dann stelle ich fest, daß ich in mehr als 20 Jahren Aquaristik sehr viel gelernt und erfahren habe. Sei es durch Nachdenken, durch Nachahmung oder durch schlechte Erfahrung. Trotzdem passiert es einfach, daß mir nichts, dir nichts, wieder einmal der eine oder andere Cichlide stirbt und zwar nicht an Altersschwäche. Wenn es ihnen genauso geht, dann sollten sie hier weiterlesen und sich ihre eigenen Gedanken machen. Wenn sie aber der Überzeugung sind, ein dermaßen ?alter und erfahrener Hase? der Aquaristik zu sein, dem alles oben Gesagte noch nie passiert ist, oder schon seit langen Jahren nicht mehr, dann können sie sich meine weiteren Informationen sparen. Sie sind eben der Cichlidenfan mit dem glücklichen Händchen, den wir alle beneiden. Vielleicht sind sie aber auch einer denen, die die oben genannten Symptome des Mißerfolgs kennen und nach deren Ursachen forschen wollen, um sie zu eliminieren, anstatt die Symptome mit Medikamenten zu bekämpfen wie bisher. Denn eines sollten wir uns vergegenwärtigen: Die meisten Krankheiten bei Cichliden, bei von Natur aus robusten Fischen, entstehen durch die falsche Ernährung unserer Fische.
Betrachten wir uns selbst, ohne sich zu lange beim Thema Ernährung für uns aufhalten zu müssen. Die Medien teilen uns mit, daß die falsche Ernährung und die zunehmende Umweltverschmutzung Auslöser verschiedener Krankheiten wie Allergien, Krebs, Herzerkrankungen, etc. sind. Wir alle kennen die Schlagworte, daß es nie zuvor so viele Allergiker gab wie heute. Nie zuvor wurden aber auch so viele Allergietests gemacht wie heute. Die oben genannten Krankheiten gab es schon immer, aber wesentlich seltener. Vielleicht weil in der Vergangenheit nicht ausreichend diagnostiziert wurde oder die Medizin einfach noch nicht so weit war. Freilich können wir nicht pauschal der Ernährung oder der Umwelt die Schuld geben, auch wenn eindeutige Indizes einen Trend zu diesen Auslösern hin geben. Beispielsweise ist die übliche Ernährung der Asiaten recht abwechslungsreich, enthält viel Gemüse und wenig Fleisch. Krebserkrankungen sind relativ selten im Vergleich zu Westeuropa und den USA. Die zahlreich in den USA lebenden Asiaten haben zum Teil ihre eigenen Ernährungsgewohnheiten aufgegeben und essen nun viel mehr Fleisch als früher. Damit einher gehen zunehmende Krebserkrankungen bei in den USA lebenden Asiaten. Was will ich damit aussagen? Die Ernährung beeinflußt auch beim Menschen sehr stark seine weitere Entwicklung, wobei alleine eine ungesunde Ernährung mit viel Fett und Fleisch nicht zwangsläufig die Lebenserwartung verkürzt. Hier spielen viele andere Faktoren wie Veranlagung, Streß, etc. eine gleichsam bedeutende Rolle. Sollen wir deswegen jetzt alle Vegetarier werden und auch unsere Cichliden rein pflanzlich ernähren. Nein, keinesfalls, auch mir schmeckt die Wurst besser als der Salat, aber eben dieser Salat muß hin und wieder auch sein. Damit kommen wir zu dem Schlagwort schlechthin: Ausgewogene Ernährung. Nun will ich es jedem selbst überlassen, womit er sich ernährt, da der Mensch auch ein Geschmackswesen ist und ein wegen seiner Ernährung völlig unglücklicher Vegetarier vielleicht eher erkrankt als ein glücklich schwelgender Gourmet.
Aber, liebe Cichlidenliebhaber, bei unseren Fischen können wir oft mehr beeinflussen als bei uns. Wir Menschen sind oft inkonsequent, was uns selbst betrifft. Diese Inkonsequenz sollten wir ablegen, wenn es um unsere Tiere geht. Schließlich bleibt den Fischen keine andere Wahl, als das Futter zu akzeptieren, was der Pfleger reicht. Unsere Fische können nicht einfach noch an die Tankstelle fahren, wie wir, wenn uns gerade nach Chips gelüstet und im Kühlschrank nur Karotten liegen.
Versuchen Sie, ihre Tiere möglichst ausgewogen und ähnlich der natürlichen Ernährungsweise zu füttern. Ich kann und will an dieser Stelle nicht auf alle Cichliden-gattungen und deren Mageninhalte eingehen. Jedoch sind heute die Kenntnisse über die natürliche Ernährung unserer Cichliden viel besser verfügbar als vor 20 Jahren. Damals wußte so gut wie niemand, was z.B. ein Skalar im Magen hat. Heute liegen uns von zahlreichen Autoren entsprechende Erkenntnisse vor. Informieren sie sich ausführlich, wovon ihre Pfleglinge normalerweise leben. Es genügt, wenn Freßgewohnheiten einer Gruppe oder Gattung vorliegen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir in unserem Bekanntenkreis vor ca. 12 Jahren Sammelbestellungen für Frostfutter geschrieben haben. Zu 80 % wurden rote Mückenlarven bestellt und verfüttert, egal ob Moori- oder Diskusfan. Schließlich sollten die Diskus außer Rinderherz und die Moori außer Trockenfutter auch richtige Leckerbissen bekommen. Heute wissen wir, daß der Moori als Aufwuchsfresser, welcher in hohem Maß pflanzliche Teile und tierische Kleinstlebewesen zu sich nimmt, rote Mückenlarven nicht verträgt und an Darmerkrankungen leiden wird.
Was aber ist eine möglichst ausgewogene Ernährung für Cichliden? Keinesfalls sollten wir unsere Fütterung nach der Einteilung in z.B. Pflanzenfresser und Fleischfresser strikt trennen, denn das würde bedeuten, daß mittelamerikanische Vieja-Arten nur noch mit Grünfutter und der in der gleichen Region lebende Fischfresser Petenia splendida ausschließlich Futterfische bekommt.
Einige Grundsätze lassen sich hier aufzählen, um einen möglichst ausgewogenen Cichlidenspeiseplan zu erstellen, ohne behaupten zu wollen, dies sei der einzig richtige Weg.

1. Sparen sie nicht beim Futterpreis: Billigfutter ist auch nicht mehr wert als seinen billigen Preis. Vergleichen sie ruhig die Preise, aber vergleichen sie Äpfel mit Äpfel, d.h. was kostet das Futter der bekannten Marke x bei dem und dem Händler. Sparen können sie besser bei der Energie fürs Aquarium durch Isolation, neue sparsamere Filter, etc. Mittlerweile gibt es viel mehr Anbieter als vor einigen Jahren, egal ob Trocken- oder Frostfutter. Es gibt heutzutage wirklich gute Futtersorten, aber die haben Ihrem Preis. Wenn ihnen jemand 2 kg Flockenfutter im transparenten Plastikbeutel ohne jeglichen Herstellerhinweis zum Schnäppchenpreis für 30.- DM anbietet, lassen sie die Finger davon. Ebenfalls sollten sie die Finger lassen z.B. von Frostfutter, welches aus Ländern stammt, über deren Umweltverschmutzung die Tagesschau berichtet. Auch Ihnen ist in Zeiten von BSE und CJK wahrscheinlich das frisch geschlachtete, teurere Fleisch vom bekannten Metzger lieber als die abgepackten Sonderangebote anonymer Lieferanten.

2. Lagern sie ihr Futter nicht zu lange, bei Trockenfutter werden mit der Zeit die enthaltenen Vitamine unwirksam und es kann durch Feuchtigkeit leicht verderben, bzw. Milben können sich im Futter bilden. Auch ihre Lebensmittel haben ein Verfalldatum und sie kaufen keine abgelaufenen Produkte.

3. Kaufen sie lieber mehrere Sorten als nur eine günstige Großpackung, auch sie essen nicht jeden Tag Schnitzel mit Pommes. Für ihre Cichliden müssen sie gemäß deren Ernährungsgewohnheiten variieren können zwischen Futter mit weniger Proteingehalt („Pflanzenflocke“) für Pflanzenfresser wie Vieja-Arten, Moori, etc. und Futter mit höheren Proteinanteilen („Cichlidenflocke“) für Fleischfresser wie Parachromis, Buccochromis, etc. Daher ist das als Cichlidenflocke oder Cichlidensticks gekennzeichnete Material aufgrund seines hohen Proteingehalts nicht für alle Cichliden gleichermaßen geeignet. Gut ist nach wie vor Flockenfutter, auch Großcichliden lassen sich an Großflockenfutter gewöhnen, wenngleich ihnen anderes Futter besser zusagt. Cichliden-Sticks, Perlfutter (z.B. Hikari oder Haifeng) und Granulat ergänzen die Trockenfutterpalette. Damit steht ihnen bereits eine gewisse Auswahl zur Verfügung. Von Futtertableten rate ich persönlich bei Cichliden ab, höchstens für Zwergbuntbarsche sind sie ratsam. Alle größer werdenden Arten versuchen, die Tabletten ganz in sich hineinzuwürgen, welche dann erst im Magen aufquellen und die Verdauungsorgane der Tiere zu stark belasten. Wenn wir allerdings Welse mit den Cichliden pflegen, müssen wir etwas weitergehen. Oft verhungern gerade die schönen, sündhaft teuren L-Welse, weil sie nicht ans Futter kommen und die Cichliden alles wegfressen. Bitte machen sie nicht den Fehler und füttern einmal eine riesige Menge in der Hoffnung, daß wenigstens diesmal die Welse etwas bekommen würden. Viele L-Welse gegen auch an die Oberfläche und holen sich dort ihr Futter wie z.B. Cichlidensticks. Was aber tun, wenn die Welse tagsüber versteckt leben oder zu scheu sind, um ans Futter zu gehen, Versuchen sie es mit Granulatfutter, welches schnell zu Boden sinkt, füttern sie nachts oder reichen sie den Welsen die „gefüllte Salatgurke“. Weil bei mir selbst ausgewachsene Glyptoperichthys gibbiceps zusehends abmagerten – Schuld daran waren viele halbwüchsige Vieja bifasciata – kam ich auf die Idee mit der Gurkenfüllung. Halbierte Salatgurken, mit Pflanzenblei beschwert, reichte ich den Welsen schon lange und diese wurden auch bis zur Schale leergefressen, doch ist der Nährwert so einer Gurke verschwindend gering. Allerdings läßt sich Perlfutter („Hikari“ oder Hai-Feng“), wie es für Kois üblich ist, gut in die Gurke hineindrücken. Die Futterperlen verschwinden im Gurkenfleisch, die Cichliden interessieren sich nicht dafür und die Welse bekommen genügend anderes Futter mit Proteinen und Ballaststoffen.

4. Frostfutter ist eine sehr wichtige Komponente für unsere Cichliden. Vergessen sie die roten Mückenlarven, egal welche Cichliden sie halten. Wenn sie einmal gesehen haben, wie rote Mückenlarven in Südostasien in Kloakengräben unter offenen Geflügelbatterien gezüchtet werden, dann können sie sich vorstellen, daß diese hübschen roten Würmchen nichts für ihre Fische sind. Ach, ihre roten Mückenlarven stammen nicht aus Asien, sie kommen aus Osteuropa. Prima, dann können sie sicher sein, daß sie kaum als Abfallprodukt der Geflügelzucht auftreten. Vielmehr kommt dieses Futter aus hochgradig von Industrieabwässern verunreinigten Gewässern und dadurch gelangen über die Nahrungskette wunderbar Schwermetalle in ihre Cichliden. Weiße Mückenlarven dagegen stammen aus sehr sauberen Gewässern, denn nur dort legt diese Mückenart ihre Eier ab. Gleiches gilt für Mysis und Bachflohkrebse. Die hartschaligen Bachflohkrebse enthalten viele Ballaststoffe und sind eher für Cichliden mit einem langen Verdauungstrakt (Pflanzenfresser) geeignet. Bei Wasserflöhen und selbst bei Cyclops können die Gewässer sehr stark belastet sein, wobei Cyclops eher in sauberem Wasser zu finden sind. Frostfutter aus marinen Komponenten (Krill, Garnelen, Stinte, Muschelfleisch und auch Artemia) ist zwar unnatürlich für unsere Cichliden, aber in der Regel wenig belastet und deshalb gut geeignet. Fischfilet und Muschelfleisch eignet sich aufgrund des hohen Eiweiß- und Fettgehalts nur als Beifutter für seltene Anlässe. Auch sie essen kein tiefgefrorenes Hackfleisch, deshalb eine eindringliche Bitte: Tauen sie das Frostfutter vorher auf, immer wieder sehe ich Aquarianer, welche von der gefrorenen Tafel Stücke abbrechen und direkt ins Aquarium werfen.

5. Investieren sie ein bißchen Zeit in die Futterauswahl und Futterzubereitung. So decken sie auch den Bedarf der Pflanzenfresser ab. Grüne Erbsen, grüner Salat, Eisbergsalat und Blattspinat sind gute Futtermittel, mit denen sie den Anteil der Pflanzennahrung im Speiseplan selbst gut variieren können. Ein gutes Rezept ist der von Ad Konings ursprünglich für Afrika-Cichliden empfohlene „Cichliden-Mix“, den meine Bekannten und ich bereits mehrmals in verschiedener Zusammensetzung zubereitet haben und damit für Scheckenbuntbarsche, Mittel- und Südamerikaner und Malawiseecichliden gute Ergebnisse erzielt haben. Dazu werden tiefgefrorene Erbsen und Garnelen (am besten die ganzen mit der Schale) in gleichen Gewichtsanteilen durch den Fleischwolf oder die Küchenmaschine gedreht, mit Spirulina-Pulver angereichert und mit Gelatine oder Agar-Agar gebunden. Danach füllt man den Futterbrei in Plastikbeutel, drückt diese flach und friert sie ein. Je nach Größe der Cichliden und Futterspezialisierung macht man entweder gröberes oder feineres Futter mit der Maschine, bzw. gibt mehr Erbsen oder Garnelen hinzu. Da sie nur Lebensmittel verarbeiten – das Spirulinapulver verschweigt man – macht auch ihre Partnerin keinen Aufstand, wenn sie die Küchenmaschine verwenden. Auch wenn es sich nach viel Aufwand anhört, das ist es nicht. Für rund 10 kg Futter benötigt man etwa 3 Stunden Zeit, die Zeit fürs Einkaufen eingerechnet. Preiswert ist es obendrein, wenn sie die Garnelen in großen Packungen wie z.B. in der Metro kaufen, dann kostet ein Kilo selbstgemachtes Frostfutter ca. 13.- bis 16.- DM. Und beim nächsten Mal gibt es Spinat anstelle von Erbsen, um für ausgewogene Ernährung zu sorgen. Das früher beliebte Rinderherz lasen wir ebenso wie Rinderleber komplett weg, da das Herz zu wenig Vitamine enthält und als Fleisch eines Warmblütlers ungeeignet ist. Die vitaminreichere Leber belastet uns das Wasser zu sehr, denn sie sollten nicht vergessen, daß sie primär ihr Aquarium füttern und erst danach die Fische.

6. Für Cichliden, welche gerne Anflugnahrung wie Fliegen von der Oberfläche fressen, können wir uns die verpuppten Fliegenmaden aus dem Angelgeschäft besorgen. Oft gibt es diese kostenlos, da sie die Angler nicht mehr kaufen, weil verpuppte Maden für ihre Zwecke sinnlos sind. Die kleinen Schächtelchen mit Sägespäne geben wir in einen kleinen Eimer, bedecken die Öffnung mit einer Folie, in die wir zahlreiche kleine Löcher z.B. mit einem Nagel stoßen und stellen sie ein paar Tage ab. Sobald die ersten Fliegen geschlüpft sind, stellen wir unser Eimerchen für eine halbe Stunde im Kühlschrank oder in dieser Jahreszeit im Freien kalt. Dadurch werden die Fliegen flugunfähig und sie lassen sich bei geöffnetem Eimer leicht auf die Aquarienoberfläche schütteln. Im gut abgedeckten Aquarium werden sie durch die Wärme an der Wasseroberfläche schnell wieder “wach“ und für unsere Cichliden entsteht eine wunderbar zu beobachtende Futterjagd, welche versucht, die Natur zu kopieren. Die Charakteristika weiterer Lebendfuttersorten entnimmt man am besten der Literatur, für Tubifex gilt das bei den roten Mückenlarven aus Osteuropa gesagte.

7. Füttern sie nicht zuviel. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, daß 70-80% unserer Zierfische verfettet sind mit allen Folgen wie Herzverfettung, Fettleber, etc. Gerade bei Buntbarschen sieht man immer wieder gemästete Tiere, welche innerhalb von knapp 2 Jahren die 30 cm-Marke (Großcichliden) erreichen. Cichliden haben die Angewohnheit, im Aquarium größer zu werden als in der Natur, aber wenn diese heillos verfetteten Tiere nur noch schaukeln können und nicht mehr ablaichen, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn ihre Lebensdauer nur sehr gering ist. Natürlich gibt es Ausnahmen, wenn sie im gemauerten 5000-Liter-Großaquarium Astronotus pflegen und diese bei einem wöchentlichen Teilwasserwechsel von 50% in 2 Jahren 30 cm groß sind, dann müssen diese Tiere nicht verfettet sein. Aber die schon mehrfach erwähnten mittelamerikanischen Vieja-Arten werden, da sie gierige Fresser sind, oft in kleinen Becken und in ihren verdünnten Ausscheidungen schwimmend, herangemästet, was der Natur keinesfalls mehr entspricht. Dort bleiben die Tiere überwiegend kleiner und schlanker.

Man könnte hier weitere Seiten füllen, aber meine Intention ist es nicht, alles vorzukauen, was gut ist und was nicht. Vielmehr geht es mir darum, daß sie sich mehr und intensiver mit ihren Tieren und deren Freßgewohnheiten auseinandersetzen, ihre Futtermodalitäten als Pfleger kritisch durchleuchten und für Abhilfe schaffen, wenn sie der Meinung sind, zu viele Cichliden zu verlieren.

Ach ja, bevor ich es vergesse: Zwei der oben genannten Symptome lassen sich auch ohne Medikamente erfolgreich behandeln:

1. Die typischen Aufbrüche bei Cichliden mit entzündeten Geschwüren, haben eine mehr oder minder rein bakterielle Ursache, verbunden mit vielleicht zuviel Streß. Füttern sie ein paar Tage nicht, erhöhen sie die Temperatur um 2-3 Grad, durchlüften sie gut und machen sie kräftige Wasserwechsel, am besten täglich, dann lassen sich viele der so erkrankten Tiere wieder gesund machen, auch wenn man nicht jedesmal erfolgreich sein wird. Sparen sie sich das teure Metronidazol, es wirkt auch nur noch da, wo die oben genannten Maßnahmen helfen. Sind die Tiere zu sehr geschwächt, dann hilft weder das eine noch das andere. Und nehmen sie die streßauslösenden Tiere aus dem Aquarium, auch wenn es ihnen schwerfällt. Man kann eben bestimmte Fische auf dem engen Raum des Aquariums nicht vergesellschaften, da der entstehende Streß bei ihnen Krankheiten auslöst. In der Natur in Mexiko finden sich in fast jedem Gewässer, egal ob fließend oder stehend, ob sauber oder verschmutzt, die kleinen hübschen Thorichthys, oft zusammen mit viel größeren fleischfressenden Arten. Im Aquarium lassen sich diese Tiere auf Dauer nur sehr selten mit den in der Natur vorkommenden Arten vergesellschaften, da die Thorichthys überaus streßanfällig sind und mit dem nächsten Symptom reagieren.

2. Ihre Buntbarsche haben einen weißen Kot, blasse Farben und oft einen aufgetriebenen Leib. Diese Darmerkrankungen finden wir haufig bei Jungfischaufzuchten, gleichsam bei afrikanischen wie amerikanischen Buntbarschen. Viele Diskus und Moori z.B. sind daran eingegangen. Hier mag vielleicht Metronidazol für Abhilfe sorgen, die eigentlichen Ursachen aber bekämpft es nicht. Stellen sie die Ernährung dieser Cichliden um und entfernen sie die Streßauslöser aus dem Becken. Gehen sie den Weg mit, der sich von der Schulmedizin entfernt, welche nur die Symptome kuriert und nicht an die Ursachen herangeht. Nähern sie sich den Ursachen der Probleme und stellen sie diese mit einfachen Mitteln ab.

Vielleicht helfen ihnen die einen oder anderen Tipps weiter bei ihrer Cichlidenpflege. Denn unser Ziel ist das gleiche. Gesunde Fische, an denen wir uns erfreuen können und keine kränkelnden Buntbarsche, die uns Nerven kosten. Versuchen sie, eine ausgewogene Ernährung für ihre Fische zur Verfügung zu stellen. Und vielleicht ernähren auch sie sich in Zukunft überlegter...

Literatur:
Bremer: Aquarienfische gesund ernähren, Ulmer-Verlag
Untergasser: Krankheiten der Aquarienfische, Kosmos-Verlag
Jahn: Lebendfutter, Albrecht Philler Verlag
Zenner: Gedanken zur Ernährung von Zwergbuntbarschen, Cichliden-Jahrbuch 1993, Bede-Verlag
Stawikowski & Werner: Die Buntbarsche Amerikas, Ulmer Verlag
Konings: Cichliden - artgerecht gepflegt, Cichlid Press-Verlag
Warmuth: Der „weiße Siff“, DCG-Informationen 93/183
Kirner: Anmerkungen zu dem „Weißen Siff“ von Manfred Warmuth, DCG-Informationen 93/251
Buchhauser: Haltung und Zucht von Vieja-Arten, DCG-Informationen 95/209


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© Peter Buchhauser