Techniktipps für Cichliden-Liebhaber

Teil 2: Viele Fischem, artgerechte Pflege, wenig Arbeit. (DCG-Information, 10/2000)

... Natürlich müssen in bestimmten Zeitabständen die Filter gereinigt werden Peter Buchhauser

Haben Sie sich nicht immer wieder geärgert? Eigentlich will man ein paar entspannende Minuten vor den Aquarien verbringen, aber dann stellt man fest, daß eigentlich schon längst wieder ein Wasserwechsel fällig ist, der Filter gereinigt werden sollte und und und...
Genau dieselben Gedanken habe ich mir mehrere Jahre lang gemacht. Vor allem dann, wenn man mehrere Aquarien mit Cichliden und deren Jungfischen hat, beruflich alles andere als zu einer geregelten Tageszeit nach Hause kommt und sich eher entspannen als mit beiden Armen in den Ausscheidungen seiner liebsten Buntbarsche wühlen will. Bei mir stand ein lang geplanter Umzug vor der Tür mit einer wesentlichen Renovierung der Aquarienanlage. Wieder und wieder hatte ich mir Notizen, Skizzen und Anmerkungen zur „perfekten Aquarienanlage“ gemacht. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es gibt sie nicht und es wird sie nie geben. Aber nach mehr als 20 Jahren Aquaristik, Pflege von speisefischgroßen Bunt-barschen und mehreren Reisen in deren Biotope kommen einem doch so manche Ideen. Nun will ich mit Bestimmtheit nicht sagen, daß meine Methode der alleinig richtige und erfolgversprechende Weg ist, aber zumindest macht es die Sache erheblich leichter und einfacher. Die nun folgenden Empfehlungen gelten gleichsam für alle größer werdenden Buntbarsche, egal ob aus Afrika oder Amerika stammend. Für Zwergbuntbarsche oder Spezialisten wie Diskus, Schneckenbuntbarsche, etc. gelten gewiß andere Richtlinien, doch kann man auch für diese Tiere etliche Tipps mitnehmen.

Zwei zentrale Probleme beschäftigten mich:

  1. Eine zeitliche Verkürzung des Aufwandes für den wöchentlichen Wasserwechsel war dringend nötig.
  2. Die Standzeit der sowieso groß dimensionierten Filter mußte verlängert werden, da ich es leid war, spätestens alle 3-4 Wochen mehrere Filter zu reinigen.

Da ich regelmäßigen Kontakt zu gleichgesinnten Liebhabern, Großhändlern, Importeuren und Zoogeschäften habe, konnte ich dort die eine oder andere sinnvolle Idee abschauen. Trotzdem mußte ich mich zwischen mehreren Alternativen entscheiden. Eine Möglichkeit bestand darin, die neue Anlage mit einer Zentralfilterung zu versehen. Man mag darüber denken, wie man will, es gibt Vor- und Nachteile dieser Lösung. Jedenfalls habe ich mich dagegen entschieden, da bei Krankheiten sehr leicht alle Tiere infiziert werden können, nahezu keine verschiedenen Hälterungstemperaturen möglich sind (dies ist für mich wichtig, da meine Aufzuchtbecken eher wärmer sind, um das Wachstum voranzutreiben und Darmparasiten vorzubeugen, während manche aggressive Cichlidenarten wie Parachromis dovii oder P. motaguense ?kaltgestellt? werden können, um sie zu beruhigen) und relativ viel Energie verbraucht wird, um den Höhenunterschied beim Filterrücklauf zu überwinden.
Nach langem Überlegen entschied ich mich für eine relativ aufwendige, aber recht komfortable Lösung und kann nun nach fast einem Jahr Aquarienalltag behaupten, daß ich mich nicht geirrt habe, obwohl die Anlage noch besser wäre, hätte ich da nicht einen kleinen Denkfehler begangen. Dazu aber später.
Kurz ein paar Fakten, um die Neugierde zu wecken: Es handelt sich insgesamt um 12 Aquarien mit rund 5.000 l Wasserinhalt, dichtem Besatz mit überwiegend mittelameri-kanischen Großcichliden und südamerikanischen Welsen. Mein Zeitaufwand für den obligatorischen, wöchentlichen Wasserwechsel bei allen Aquarien mit gleichzeitiger Reinigung der 1. Filterkammer liegt bei einer knappen Stunde und in dieser Zeit genehmige ich mir noch ein Bier oder lese nebenbei die Tageszeitung.
Wie also läuft das alles ab? Jedes der Aquarien besitzt zunächst einmal einen eingeklebten 3-Kammer-Innenfilter; in der Zulaufkammer (= 1. Kammer) wird das Glas dreiecksförmig ausgeschnitten und auf den Ausschnitt eine gelochte graue PVC-Platte geklebt, um zu verhindern, daß Fische in den Filter gelangen können.
Über das zu verwendende Filtermaterial möchte ich keine Empfehlungen abgeben, da jeder Aquarianer auf andere Medien schwört, ich verwende ausschließlich Topfkratzer und blauen Filterschaum.
In der dritten Kammer sorgt eine 25 mm Lochbohrung möglichst weit oben dafür, daß wir entweder einen Luftheber bei kleineren Aquarien oder den Auslaß einer Tauchpumpe bei größeren Becken hier durchführen können. Als ungemein praktisch und optisch als Vorteil hat sich eine marmorierte Trennplatte zwischen Filterteil und Aquarienteil erwiesen. Dies ist eine im Glashandel erhältliche, aus 2 dünnen Scheiben (je 3mm) zusammengeklebte Platte mit einer innenliegenden Kunststoffbeschichtung. Diese Platte verhindert es, daß bei seitlichem Blick in das Aquarium Richtung Filter der Betrachter Filtermaterial zu sehen bekommt, welches zumeist auch erheblich verschmutzt ist. Gerade dies war ein Grund, warum ich den zwar praktischen, aber meist recht unschönen eingeklebten Filtern nichts abgewinnen konnte. Wir schaffen mit einer kleinen Mehrinvestition eine optische Trennung zwischen Filter und Aquarium. Es sei dringend empfohlen, den Filtereinlauf vorne bei der Sichtscheibe zu plazieren, um den Verschmutzungsgrad des Filters leichter kontrollieren zu können, auch wenn dadurch der Zugriff auf die nun sich logischerweise hinten befindliche Pumpe erschwert wird.
Alle Aquarien werden in der Filtereinlaufkammer unten angebohrt, dies kann eine Bohrung in der Bodenscheibe oder bei Bedarf in der Seitenscheibe sein. Das angebohrte Becken wird mit einer PVC-Verschraubung versehen, an der ein Kugelabsperrhahn angebracht ist. Der Durchmesser der Bohrung richtet sich im allgemeinen nach dem Beckenvolumen und der statischen Höhe des Aquariums über dem Fußboden. Als Richtwerte mögen gelten: Bis ca. 300 l Inhalt und Anordnung unten genügt eine Bohrung für eine 25 mm Verschraubung (~32 mm Loch), bei Anordnung oben eine Bohrung für eine 20 mm Verschraubung (~26 mm Loch), bei Aquarien bis ca. 700 l Inhalt unten genügt eine Bohrung für eine 32 mm Verschraubung (~40 mm Loch), bei Aquarien oben eine Bohrung für eine 25 mm Verschraubung (~32 mm Loch), um ein gleich schnelles Auslaufen zu erreichen. Natürlich werden sie jetzt sagen, warum nicht der Einfachheit halber überall den gleichen Querschnitt wählen und in Kauf nehmen, daß das obere Becken schneller ausläuft als das untere. Richtig, aber bei kleinerem Querschnitt sind die Absperrhähne, Winkel, T-Stücke, etc. wesentlich billiger, während beim geraden PVC-Rohr kein großer Unterschied zwischen 20 und 25 mm Durchmesser gemacht wird. Auf diese Weise habe ich alle meine angebohrten Aquarien verrohrt in der Weise, daß die Leitungen hinter den Absperrhähnen zusammen-gefaßt werden und letztendlich alles einem Rohr zusammenläuft, welches wiederum in einen in den Boden eingelassenen Gully läuft.
Beachten sollte man dabei, daß man beim Zusammenfassen mehrerer Becken (jeweils mit T-Stücken) auslaufseitig auf den nächst größeren Rohrquerschnitt geht, damit das Wasser auch abfließen kann, wenn mehrere Ablaufhähne gleichzeitig geöffnet sind. Aber machen sie dabei nicht den Fehler, ein oben stehendes und ein darunter befindliches Becken gleichzeitig ausleeren zu wollen, wenn sie kein Rückschlagventil (sehr teuer) eingebaut haben, denn dann läuft das Wasser des oberen Beckens zunächst in das darunterliegende und nicht in den Gully. Wir können aber problemlos z.B. alle oben befindlichen Becken leeren, auch wenn alle nicht auf gleicher statischer Höhe sind und danach alle unten befindenden Aquarien. Analog gilt dies natürlich auch für eine dreireihige Aquarienanlage.
Die Praxis sieht bei mir so aus: Ich verwende nur 20 mm und 25 mm Verschraubungen und die dazugehörigen Hähne. Wenn 3 oder 4 Becken rohrtechnisch zusammengefaßt sind, gehe ich auf einen 32 mm Querschnitt und das Hauptrohr zum Gully hat einen 40 mm Durchmesser. Die Qual der Wahl haben sie ohnehin nicht, da die Querschnitte logarithmisch abgestuft sind, für uns kommen daher nur folgende Größen in Betracht: 20, 25, 32, 40, 63 und im Extremfall noch 100 mm.
Die Verbindung aus eingeklebten Innenfilter mit Ablaufbohrung in der Einlaufkammer erlaubt es uns, bei jedem Wasserwechsel vollkommen ohne jeglichen Aufwand, den Grobschmutz abzusaugen und zu entfernen. Damit erhöht man auch bei dichtem Fischbesatz und Cichliden der Bullengröße die Standzeit des Filters enorm. Durch einfaches Öffnen des Absperrhahnes entsteht eine entsprechend große Sogwirkung, die normalerweise den sich am Boden abgesetzten Mulm und Dreck entfernt und zudem das Filtermaterial der 1. Kammer schonend reinigt.
Der nächste erwähnenswerte Punkt der Anlage besteht in Überlaufbohrungen, mit denen jedes Aquarium ausgestattet wurde. Bohrungen mit einheitlichen 15 mm Durchmesser und simple PVC-Fallrohre aus dem Baumarkt (Kabelkanal-Material) münden in ein auf dem Fußboden liegendes System aus 40 mm Ø HT-Rohren (ebenfalls Baumarkt).
Diese Rohre, die sich normalerweise in jedem Haushalt – sichtbar oder unsichtbar – befinden, dienen im allgemeinen der drucklosen Entwässerung, veralgen nicht wie die üblichen, grünen Aquarienschläuche und –rohre und sind schöner anzusehen, auch noch nach Jahren. Das heißt, wir schaffen ein offenes Abflußsystem als Überlauf der Aquarien. Dazu benötigt man zunächst einen 90°-Winkel (z.B. von Fa. Hobby), der in die Überlauf-bohrung gesteckt wird. Wichtig ist ein möglichst fester Sitz, um Dichtheit zu gewährleisten. Aber keine Angst, wenn der feste Sitz zunächst nicht gegeben ist, im Laufe der Zeit bilden sich dort Kalkablagerungen, welche letztendlich eine ausreichend dichte Verbindung schaffen. Notfalls kann mit etwas Silikon nachgeholfen werden, Hauptsache die Winkel sind nicht zu lose. Danach bildet man mit Hilfe des PVC-Kabelkanals eine Verbindungsleitung zum Fußboden. Dort verlegt man das entsprechende Entwässerungssystem mit den beschriebenen HT-Rohren. Die vertikal fallenden Rohre lassen wir in die HT-Rohre münden, in dem wir dort lotrecht eine Bohrung vorsehen und dann das vertikal verlaufende Rohr mit dem horizontal verlaufenden verbinden. Wichtig ist, daß das von oben kommende Rohr max. zur Hälfte (=20 mm) in das HT-Rohr ragt, denn sonst kann bei zu hohem Wasserstand im Aquarium das abfließende Wasser nicht völlig ungehindert im HT-Rohr abfließen. Das am Boden befindliche Rohrsystem lassen wir ebenfalls in den Gully münden.
Der Vorteil dieses vielleicht aufwendigen Systems liegt auf der Hand: Wenn wir die Becken befüllen – ich befülle meist mehrere oder alle gleichzeitig – dann spielt es keine Rolle, wenn ein Aquarium ?überfüllt? wird. Denn ein Überlaufen ist nahezu ausgeschlossen, nur wenn wir den Wasserzulauf zu stark aufdrehen, könnte das Aquarium trotz Bohrung überlaufen. Da wir jedoch ein möglichst langsames Auffüllen anstreben, wobei langsam hier etwa einen Durchfluß von 5-8 l/min und Aquarium bei mir bedeutet, kann man während diese Prozesses andere Tätigkeiten ausführen, wie Füttern, etc. Mit anderen Worten, wir lassen die vorher entleerten Becken gleichzeitig vollaufen und da alle nie gleichzeitig voll werden, überfüllen wir eben das eine oder andere geringfügig und erreichen ohne große Kontrolle am Ende überall bis zur Überlaufbohrung gefüllte Aquarien. Ende des Wasserwechsels ?
Fast, denn den Frischwasserzulauf haben ich noch nicht angesprochen: Hierzu wird mittels handelsüblichem, transparentem PVC-Schlauch (1/2 ‘‘, besser 3/4 ‘‘), entsprechenden T-Stücken, kleinen Kugelhähnen (z. B. Eheim Absperrhahn) und Schlauchschellen ein Zulaufsystem geschaffen, welches es erlaubt – je nach Bedarf – einzelne Aquarien, Aquariengruppen oder alle Becken zu füllen. Jeder individuelle Aquarienzulauf ist mit einem Hahn ausgestattet und mündet in die letzte Kammer des Innenfilters. Wenn wir konsequent Schlauchschellen bei jedem Übergang anbringen, können wir das Zulaufsystem auch mit dem üblichen Druck der Hauswasserleitung (3-4 bar) betreiben. Lassen wir die Schellen weg und verbinden nur die einzelnen Schlauchstücke mit den T-Stücken und den Hähnen, müssen wir sicherstellen, das immer zumindest ein Hahn geöffnet ist, bevor wir den Wasserhahn aufdrehen.
Die Regelung der Temperatur im Wasserzulauf habe ich ganz einfach gelöst, indem bei mir im Keller ein Warmwasser- und ein Kaltwasserhahn zusammengeführt werden in mein Zulaufsystem. Zudem bietet ein System mit 2 Hähnen einem erhöhten Wasserdurchfluß als z.B. mit einer Mischbatterie. Je höher der Durchfluß in der Leitung, desto schneller lassen sich alle Becken befüllen, sofern der Heißwasserboiler ausreicht. Mit etwas Übung und Erfahrung weiß man genau, wieviel Umdrehungen „kalt“ und „warm“ eine cichlidengerechte Frischwassertemperatur ergeben. Grundsätzlich schadet es den Fischen nicht, wenn das zulaufende Wasser ca. 5°C kälter ist als das Aquarienwasser. Nur bei Jungfischen sollten wir annähernd die gleiche Temperatur verwenden.
Nun habe ich ein Fülle technischer Details erwähnt, welche jedoch mehr als einfach anzuwenden sind.

Fassen wir die einzelnen Komponenten noch einmal zusammen:

  1. Eingeklebter Innenfilter mit Sichtschutz
  2. Wasserablauf in der Schmutzkammer in PVC-Rohrsystem
  3. Wasserüberlauf in Kabelkanal und HT-Rohre
  4. Wasserzulauf, individuell regelbar

Der normale Ablauf beim Wasserwechsel und der Filterteilreinigung sieht wie folgt aus:

  1. Entleeren aller oberen Becken gleichzeitig, dann
  2. schließen dieser Ablaufhähne und danach
  3. entleeren der unteren Becken, während
  4. die oberen bereits befüllt werden können und
  5. die unteren Hähne geschlossen werden und ebenfalls befüllt werden kann.

Natürlich müssen in bestimmten Zeitabständen die Filter komplett gereinigt werden. Jedoch verlängert sich der Zeitraum hierfür erheblich, da wöchentlich die groben Schmutzreste abgesaugt werden.

Die ganze Investition betrug bei meinen 12 Aquarien ca. 1.000 DM (Tipp: Schwimmbadhandel für PVC-Rohre und Hähne, normaler Baumarkt für Kabelkanäle, HT-Rohre und PVC-Schlauch), etwas Nachdenken, handwerkliches Geschick und einmalig recht viel Zeit. Dafür werde ich nun Woche für Woche entschädigt und kann meine Fische in aller Ruhe beobachten, während „nebenbei das Wasser sich wechselt“.

Probieren Sie es aus, wenn Unklarheiten oder Fragen bestehen, stehe ich gerne zur Verfügung.

Ach ja, eines hätte ich fast vergessen, den eingangs erwähnten Denkfehler:
Ich habe die Dreieckausschnitte für den Filtereinlauf am Boden beginnend angebracht. Da man normalerweise Bodengrund in die Aquarien bringt und Cichliden gerne wühlen, dauerte es bei mir nur kurze Zeit und der Filterzulauf war mit Kies zugeschaufelt, es konnte nicht genug Wasser in den Filter fließen (v.a. bei Motorpumpen mit hoher Leistung) und die Pumpe zog Luft. Abhilfe schaffte ich mir, indem ich diagonal vor den Filterzulauf entsprechend hohe Plexiglasplatten stellte, damit dort nicht alles zugeschaufelt werden konnte. Zur Nachahnung sei dies aber weniger empfohlen, lassen sie den Filterzulauf ruhig erst in ca. 10 cm über dem Aquarienboden beginnen. Bis auf diesen kleinen Nachteil bin ich insgesamt sehr zufrieden und kann dieses System uneingeschränkt weiterempfehlen. Möge der eine oder andere Aquarianer bessere Lösungen haben, eines sollten wir nicht vergessen: ?Viele Wege führen nach Rom?.

Fortsetzung folgt

(Themenkreis: Cichlidengerechte Haltung und Fütterung? Wir meinen es gut und machen meist alles falsch! Es geht vor allem um Futter und Krankheiten bei Cichliden)



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© Peter Buchhauser