Parachromis dovii Guenther, 1864 -
Ein Rückblick auf 20 Jahre Pflege des Leopardbuntbarsches (05/2007)

...hätte nie gedacht, daß ich mich von einer bestimmten Fischart über 20 Jahre hinweg begeistern lasse! Peter Buchhauser

Inspiriert von Joachim Grad’s Beitrag über Amphilophus citrinellus (DCG Info 5/2006), dachte ich mir, daß schon einiges dazu gehört, um Zitronenbuntbarsche eine so lange Zeit zu pflegen und zu züchten. Kurz nachgedacht, stellte ich fest, daß ich einen völlig untypischen Aquarienbewohner mittlerweile auch schon mehr als 20 Jahre im Erwachsenenstadium in den unterschiedlichsten Becken habe.
Eigentlich hätte ich nie gedacht, daß ich eine bestimmte Fischart über 20 Jahre hinweg halte, züchte und mich immer wieder von ihr begeistern lasse.
Angefangen hat es vor einer halben Ewigkeit, im März 1982. Gerade 14 Jahre alt, kam ich in Besitz des TI-Heftes Nr. 57 (Tatsachen und Informationen aus der Aquaristik, Tetra-Verlag, inzwischen eingestellt). Dort lichtete Berthold Weber ein Weibchen von „ Cichlasoma dovii“ ab. Rainer Stawikowski schrieb den dazugehörigen Artikel. Ein halbes Jahr später konnte ich erstmals „C.“ dovii live erleben. In der Wilhelma in Stuttgart war in einem 2400 Liter fassenden Betonbecken ein Paar von „C.“ dovii mit Jungtieren. Für mich waren das damals gigantische Aquarienverhältnisse. Das Männchen, metallicblau schimmernd, hatte wohl knapp 50 cm Gesamtlänge und das Weibchen blieb mit 30 cm deutlich kleiner. Erkannte ich doch gleich wieder im weiblichen Tier das Foto von Berthold Weber, aufgenommen mit dem typischen Betonhintergrund der Wilhelma. Ich war so fasziniert von diesen Fischen, daß ich sie unbedingt haben mußte.

Es sollte etwas Zeit vergehen, für mich damals als Jugendlichen viel zu lange. Gut 2 Jahre später war es soweit. Ich hatte mittlerweile ein 600 Liter Becken selbst geklebt, als ich 15 Jahre alt war. Es hielt immerhin 16 Jahre und später verkaufte ich es gebraucht weiter!

In einem Münchner Zoofachgeschäft erstand ich 10 Tiere von „C.“ dovii, etwa 3 cm groß. Auch dieses Geschäft war damals so etwas wie ein kleines Paradies für mich. Gab es dort doch all die wunderschönen mittelamerikanischen Buntbarsche, welche ich bisher nur von Fotos aus einschlägigen Fachzeitschriften und Magazinen kannte. Allerdings zu horrenden Preisen für mich als Schüler, deshalb konnte ich nur kleinste Jungtiere erwerben. So besaß ich Weihnachten 1984 meine ersten kleinen Leopardbuntbarsche (Parachromis dovii).

Im Sommer 1986, also vorgut 20 Jahren, hielt ich ein Pärchen alleine in meinem 600-Lier-Becken. Das Männchen war damals schon gut 30 cm groß und das Weibchen nur etwa halb so lang, was ein entscheidender Vorteil war, konnte es sich sehr gut in den Steinaufbauten verstecken uns so außerhalb der Laichzeit dem dominanten Männchen immer wieder entfliehen. Meine Tiere, deren Herkunft ich leider nie ermitteln konnte, sahen aber ganz anders aus als die Tiere der Wilhelma. Mein Männchen war grün, nicht blau. Leider fand ich bis heute nie wieder Fische dieser Population. Dieses Paar ging danach aus Platzgründen zu einem Liebhaber in die Schweiz und ich fing gleich wieder mit Tieren aus der Wilhelma-Population an. Diesmal klappte eine Verpaarung erst nach etlichen Hindernissen. Es schien wie verhext zu sein. Alle von mir aus verschiedenen Quellen erworbenen Tiere erwiesen sich als Männchen. Erst im Jahre 1990 würde ich fündig und trieb 2 Weibchen auf. Diese Population halte ich bis heute. Erst im Jahr 2005 kam eine weitere Farbform aus Honduras hinzu, welche ich dort zusammen mit Frank Angermann, Jochen Grad und Achim Ulmer fing. Diese Wildfangtiere zeigen eine recht grobe Fleckung, etwas anders als die bislang bekannten Farbformen. Wenn man einen Blick auf die Literaturhinweise wirft, wird man schnell feststellen, daß Parachromis dovii meist aus Costa Rica zu uns kam. Gelegentlich wurden Tiere aus Nicaragua eingeführt, Importe aus Honduras sind mir nicht bekannt.

Zurück zu P. dovii und die Haltung im Aquarium. Natürlich lassen sich Tiere dieser Größe nicht im üblichen Wohnzimmeraquarium halten. Darum geht es auch gar nicht. Das Verlangen nach einem entsprechend großem Revier zusammen mit dem hohen Aggressionspotenzial der P. dovii macht laut Literatur und vielfältiger Erfahrung anderer Aquarianer die Vergesellschaftung mit anderen Arten nahezu unmöglich oder zumindest sehr risikoreich. Kennt man Leopardbuntbarsche genauer, dann lassen sich diese Cichliden auch mit anderen Buntbarschen zusammen halten. Mit Ausnahme des Paares von 1986 hielt und halte ich alle meine P. dovii zusammen mit anderen Mittelamerikanern, wobei ich versuche, Fische anderer Gattungen (z.B. Vieja oder Amphilophus) dazuzusetzen.

Gute Erfahrungen machte ich bislang mit folgenden Arten: Vieja fenestrata, V. maculicauda, V. bifasciata, V. melanura und V. synspila, Amphilophus citrinellus, A. labiatus, P. managuense, „Cichlasoma“ salvini, „C.“ pearsei, „C.“ bocourti, sowie große Salmler und große Welse, welche normalerweise völlig unbeachtet bleiben.

Abzuraten ist generell von folgenden Gattungen: Thorichthys, Cryptoheros, Theraps, Chuco, Paraneetroplus und kleinbleibende Herichthys-Arten. Diese Tiere sind den P. dovii rein körperlich nicht gewachsen und vertragen auf Dauer keinen Vergesellschaftungsstreß mit dieser Art.

Keinen Sinn macht z.B. P. motaguense (zieht auf Dauer den kürzeren) oder „C.“ festae. Bei „C.“ umbriferum ist ebenfalls der Ärger vorprogrammiert, der größere, weil stärker wird sich durchsetzen!

Dies sind alles persönliche Erfahrungen, welche ich im Laufe der Zeit machte. Anmerken möchte ich, daß meine Aquarien keine Kampfarenen darstellen sollen. Es geht mir lediglich darum, daß ich P. dovii nicht alleine halten will und daher andere Cichliden dazu setze, welche sich bislang auch immer mit P. dovii als Nachbarn dort vermehrt haben.

P. dovii ist ein piscivorer Räuber, welcher sich in der Natur vornehmlich von anderen, kleineren Cichliden ernährt. Der Typus des lauernden Stoßräubers ist gegeben, allerdings nicht so spezialisiert wie bei Petenia splendida. Dies wissend, ergibt sich, daß P. dovii nicht unbedingt der große Schwimmer mit einem enormen Platzbedarf ist, selbst wenn halbwüchsige Tiere sich im natürlichen Lebensraum zu kleinen Trupps zusammen tun und gemeinsam rumziehen.

Entweder hält man viele erwachsene Tiere unterschiedlicher Arten zusammen, derart, daß sich keine festen Reviergrenzen auf Dauer bilden können. Oder teilt man ein entsprechend großes Aquarium mit Dekorationsmaterialien wie Steinen oder Wurzeln im Verhältnis von ca. einem Drittel zu zwei Drittel so ab, daß P. dovii über oder durch dieses Hindernis hinwegschwimmen kann, aber nicht permanent die vergesellschafteten Mitbewohner vor Augen hat, dann lassen sich Leopardbuntbarsche über Jahre hinweg mit anderen Arten zusammen halten und züchten. Diese Reviergrenze muß klar erkenntlich und unverrückbar sein, ohne allerdings wie eine Trennscheibe zu wirken. Füttere ich z.B. nur im linken Bereich (P. dovii Revier), dann sind im Nu alle anderen Fische dort zum Fressen. Selbst wenn die P. dovii Junge führen. Als ob sie es wissen würden, versammeln die P. dovii ihre Jungtiere eng um sich und gehen auf den Boden. Solange, bis die anderen Tiere das Futter von der Oberfläche weggefressen haben. Normalerweise dauert dies nicht mehr als 5 Minuten. Danach werden die Eindringlinge wieder aus dem P.dovii-Revier verdrängt.

Zum Thema Futter: Junge P. dovii fressen eigentlich alles. Von Flockenfutter, Sticks und Granulat hin zu allen gängigen Frostfuttersorten incl. Muschelfleisch und Seefisch. Natürlich wird jedes Lebendfutter in der passenden Größe ebenfalls gierig verzehrt, dazu zählen auch kleine Fische. Halbwüchsige Tiere nehmen die gleiche Nahrung auf, wobei die Brocken jetzt schon langsam größer werden dürfen. 15 cm lange P. dovii schnappen dann mit Sicherheit nicht mehr nach Cyclops und Wasserflöhen, egal ob lebend oder gefroren. Auch am (Groß-) Flockenfutter verlieren sie allmählich die Lust. Große Tiere ab 30 cm, damit meine ich in erster Linie Männchen, haben sich bei mir immer auf Dauer als relativ wählerisch und damit als schwache Fresser erwiesen. Vermutlich, weil ich ihnen nicht die natürliche Nahrung (in erster Linie kleine Cichliden und andere Fische) reichen konnte und wollte. Andererseits sahen im natürlichen Lebensraum größere Tiere immer recht schlank aus. Vielleicht lag es auch daran, daß ich eigentlich fast nie Lebendfutter gereicht habe, von dem einen oder anderen Regenwurm, einer Spinne oder Fliege mal abgesehen. Ganz selten kamen überzählige Nachzuchten anderer Buntbarsche dazu, z.B. P. managuense, A. citrinellus oder A. trimaculatum. 2-4 cm große Jungtiere wurden auf Dauer dezimiert und verschwanden irgendwann komplett. Das lag aber vielleicht nicht alleine an den P. dovii, auch meine Vieja-Arten könnten sich daran beteiligt haben. Lebende Fische wurden nach meinen Beobachtungen meistens nachts oder in den frühen Morgenstunden gefressen. Erwachsene P. dovii ernähre ich mit gefrorenem Seefisch, Forellenpellets und groben Garnelen. Da ich meinen Viejas mindestens einmal die Woche Erbsen (gefroren oder aus der Dose) füttere, kommt es hin und wieder vor, daß auch P.dovii ein paar Erbsen frißt. Primär besteht aber an Grünfutter wenig Interesse!

Wo liegt die Faszination von P.dovii? Viel zu groß, zu aggressiv und zu dominant, ist P. dovii kein Aquarienfisch im gewöhnlichen Sinne, auch für Großbecken eignen sich diese Tiere nur in der entsprechenden Vergesellschaftung. Das schränkt die Haltung von P. dovii im Aquarium sehr ein. Den Schauaquarien und zoologischen Gärten vorbehalten, halten nur sehr wenige Privataquarianer auf Dauer Leopardbuntbarsche.

Mich begeistern diese Fische noch immer und immer wieder, da sie geradezu majestätisch die Aquarien beherrschen. Sich ihrer Kraft und Überlegenheit bewußt, zieren erwachsene P. dovii jedes große Mittelamerikabecken. Äußerst selten finden sich P. dovii mit zerrupften oder zerrissenen Flossen, das gesamte Erscheinungsbild ist nahezu immer perfekt. Robust und widerstandsfähig gegen die üblichen Krankheiten, bereiten P. dovii in dieser Hinsicht keine Probleme. Nie hatte ich die bei vielen amerikanischen Cichliden anzutreffenden Aufbrüche oder Geschwüre, nie gab es verblassene Farben ,aufgetriebene Bäuche und weißen Kot. Großcichliden sind davon nicht ausgenommen, betrachtet man doch nur „Cichlasoma“ festae, „.C.“ umbriferum oder A. nourissati. Die vorher beschriebenen Probleme machen diesen Arten eine allzu große Verbreitung in Aquarien sehr schwer. Selbst große, erwachsene Tiere zeigen plötzlich die gefürchteten Krankheitssymptome und sind dann normalerweise nicht mehr zu retten. Hohe Metronidazoldosen scheinen manchmal zu helfen, oft aber nur vorübergehend.

Große Tiere von P. dovii bleiben über Jahre verpaart und ziehen problemlos Jungtiere nach. Die Jungfische werden recht lange betreut, nicht selten bis zu einer Größe von 2-3 cm. Aufopferungsvoll kümmern sich die Alttiere in typischer Mutterfamilienmanier um die Brut, d.h. das Weibchen hält die Nähe zu den Fischchen und bettet diese um, das Männchen sichert in erster Linie das Revier und verteidigt es gegen potenzielle Feinde. Zu diesem Zeitpunkt wird ein großes Paar von P. dovii wohl jeden Betrachter in Bann ziehen.


Wer genug Platz hat, der lasse sich davon inspirieren...



Literaturhinweise:
P. Buchhauser: „Was sind schon drei Jahre?“ Oder: Die Suche nach einer „Frau“, DCG-Informationen 1991/145
P. Buchhauser: Adíos, Guapotes, DCG-Informationen 1993/242
P. Buchhauser: Zum Fischfang nach Honduras: Erste Ergebnisse der Expedition 2005, DCG-Informationen 2005/126
H. J. Mailand: Cichliden, Landbuch Verlag, 1995
U. Sesselmann: „Grande Guapote“- Eindrücke aus Costa Rica, DCG-Informationen 1993/121
U. Sesselmann: Ein Riese im Aquarium, der „Lagunero“- “Cichlasoma“ dovii, DCG-Informationen 1994/235
R. Stawikowski/U. Werner: Die Buntbarsche Amerikas, Ulmer Verlag, 1998
R. Stawikowski: Einer der Größten: Cichlasoma dovii, DCG-Informationen 1985/10
J. Teuscher: Parachromis dovii –selten gepflegt, DCG-Informationen 1999/148
J. Teuscher: Parachromis dovii – Vergesellschaftung oder Artbecken, DCG-Informationen 2002/187
M. Tobler: Beobachtungen an einem Bach in Costa Rica, DCG-Informationen 2000/279
M. Tobler: Zur Saisonalität in tropischen Fließgewässern, DCG-Informationen 2004/145



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© Peter Buchhauser