Cichliden im Gartenteich

... bei 9 °C Wasser- temperatur junge Buntbarsche überleben würden Peter Buchhauser

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Leider sind Kaltwasserfische meist nicht besonders attraktiv. Und interessant ist ihr Verhalten gleich zweimal nicht. Nachdem zu Beginn ein Dutzend Goldfische (Carassus auratus) den Teich meiner Mutter bevölkerten, waren es im nächsten Jahr schon dreistachlige Stichlinge (Gasterosteus aculeatus). Beide Arten haben sich erfolgreich vermehrt. So wurde ich ermuntert, richtige Cichliden ins Freigewässer zu setzen. Den Anfang bildete ein alter Bekannter, der Perlcichlide, Herichthys carpinte (Jordan & Snyder, 1900), jahrelang fälschlicherweise als Cichlasoma cyanoguttatus bezeichnet. Obwohl H. carpinte als reiner Mexikaner höhere Wassertemperaturen liebt als sein nächster Verwandter, Herichthys cyanoguttatus (Baird & Girard, 1854), der sogenannte kleingetüpfelte Perlcichlide, setzte ich vor Jahren zwei halbwüchsige Paare von H. carpinte in den Teich.

 

 

Erwähnen muss ich allerdings, dass meine Freiwassercichliden nur Saisonfische sind, spätestens im November kommen sie wieder ins Haus und frühestens zu Ostern wandern sie in den kleinen Teich. Diese Vorsichtsmaßnahme ist nötig, da der Teich nur 60 cm Tiefe besitzt und vom Volumen lediglich rund einen Kubikmeter Wasser fasst.

So passierte es auch vor sechs Jahren, dass ich Ende Oktober 1997 den Teich leerfischte. Zunächst pumpte ich etwa zwei Drittel der Wassermenge ins Gras, holte die Pflanzkübel mit den Seerosen aus dem Teich und fuhr mit einem großen Kescher ins Wasser. Erstaunt war ich, dass bei meinem ersten Netzzug rund hundert kleine, etwa eineinhalb Zentimeter große Jungfische von H. carpinte ins Netz gingen und von den insgesamt zwölf Goldfischen und vier Perlcichliden kein einziger. Nie hätte ich gedacht, dass bei 9 °C Wassertemperatur junge Buntbarsche überleben würden. Derart angetan von meinem "Züchterglück" fing ich an, den Schlamm zu durchsieben und konnte so etwa weitere 50 Jungtiere rausfischen sowie alle anderen eingesetzten Fische.

Im Jahr darauf das gleiche Spiel, allerdings fing ich die Jungtiere - soweit möglich - bereits

Ende September aus dem Teich, um kein Risiko einzugehen. Hier stellte ich nebenbei fest, dass sich die vergesellschafteten Goldfische ebenfalls wieder vermehrt hatten. Interessant, dass die Cichliden die jungen Goldfische nicht gefressen hatten. In den nächsten beiden Jahren gab es keinen Nachwuchs, da mittlerweile rund 25 Fische den kleinen Teich bevölkerten und der dichte Besatz wohl die eingesetzten Tiere vom Laichen abhielt.

Wer meine Aquarien kennt, weiß, dass bei mir grundsätzlich immer wirklich alles voll ist, auch wenn ich gerade wieder eine größere Anzahl großer Tiere abgegeben habe! Aber durch diesen "Vollbesatz" habe ich nahezu keine Probleme mit dem Aggressionsverhalten bestimmer Cichliden. So werden bei mir nach wie vor Parachromis dovii mit Vieja synspila und V. bifasciata vergesellschaftet oder "Cichlasoma" festae mit Vieja regani. Warum sollte es im Teich meiner Mutter auch anders zugehen?

Im Jahre 2001 gab ich die meisten der Goldfische ab und erhielt von Dr. Staeck acht WFNZ von Gymnogeophagus meridionalis (Reis & Malabarba, 1988). Davon wanderten vier Tiere in den Teich, der Rest in eins meiner Aquarien. Die "Cichlasoma" facetum (Jenyns, 1842), die ich im Jahr 2000 von Thomas Tillmann erhielt und dann an Jochen Grad abgab, kamen letztendlich zum Teil auch wieder zu mir zurück und gingen ebenfalls - aus Platzmangel in meinen Aquarien -in den Teich. Beim Abfischen im Oktober 2001 kamen alle verbliebenen sechs Goldfische, die H. carpinte, die "C." facetum, sowie insgesamt rund 60 G. meriodionalis in vier unterschiedlichen Größen (inklusive der Eltern) wieder zum Vorschein. Derart ermuntert, setze ich letztes Jahr gleich nach Ostern alle vier Fischarten wieder in den Teich, wobei von den Cichliden jeweils nur ein Paar eingesetzt wurde, um Überbevölkerung zu vermeiden. Um es gleich vorwegzunehmen, nicht immer geht alles glatt. Trotz mehrmaligem Ablaichen hatte ich bislang kein Glück mit "C." facetum. Zwar laichten die Tiere im Teich und im Winter im Aquarium ab, die Eier schlüpften, wurden jedoch wieder gefressen oder kamen bislang aus welchen Gründen auch immer nicht bis zum Freischwimmen.

In diesem Jahr schwimmt wieder ein Paar in dem kleinen Teich, vermehren werden sich die Tiere wohl kaum, da ich im Juni 2003 von Weber (an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank!) zahlreiche Jungtiere von H. cyanoguttatus erhielt und von diesen sofort vier Tiere in den Teich "verfrachtete". Dieser Perlcichlide ist inzwischen recht selten geworden, vielleicht nicht ganz so bunt wie H. carpinte, aber nicht minder imposant und interessant. Insgesamt sind nun 19 Cichliden und sechs große Goldfische im Teich. Eigentlich viel zu viel, mittlerweile arbeiten zwei Filter daran, das Wasser einigermaßen sauber zu halten und ich fing an, regelmäßig Wasserwechsel im Teich zu machen, wie bei den Aquarien. Es müsste demnach ein größerer Teich her oder die Anzahl der Fische reduziert werden, wobei

letzteres wohl kaum passieren wird. Das interessante an diesen Teichcichliden ist zumindest bei H. carpinte und "C." facetum, dass die Tiere, welche wechselweise im Teich und im Aquarium gehalten werden, wesentlich gestreckter sind und längere Rücken und Afterflossen besitzen als die Tiere, welche ganzjährig im Aquarium schwimmen. Vorausgesetzt natürlich, sie kommen als Jungtiere in den Teich. Erklären kann ich mir diese Erscheinung nicht. Auffällig ist es aber allemal, da gerade meine H. carpinte im Aquarium eher kurzschnäuzig, bullig und recht hoch werden, während die Tiere aus dem Teich länger, viel gestreckter und schlanker bleiben. Es bleibt abzuwarten, wie sich die H. cyanoguttatus entwickeln werden, der Großteil der von Weber erhaltenen Tiere schwimmt bei einem Freund in Düsseldorf, so dass ich auch hier später Vergleiche anstellen kann.

Gefüttert wird im Teich nur jeden dritten Tag mit Flocken und Granulatfutter, neben natürlich vorkommenden schwarzen und roten Mückenlarven. Außer den von mir eingesetzten Arten gibt es zahlreiche Cichliden, die problemlos für die Hälfte des Jahres in einem Teich gehalten werden können. Alle Gymnogeophagus-Arten, sowie zum Beispiel "Geophagus" brasiliensis sind geeignet.

Vielleicht lässt sich so der eine oder andere Leser ermutigen, ebenfalls seine Cichliden zeitweise in einen Teich zu setzen? Es lohnt sich mit Sicherheit.



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© Peter Buchhauser