Faunenverfälschung oder „neue” Art? (DCG-Information, 01/2000, S.19)

"Wir fanden aber immerhin etliche Amphilophus trimaculata..." Peter Buchhauser

Bei unserer Mexiko-Tour im Februar 1999 haben wir längere Zeit im Rio Niltepec (ein zum Pazifik hin entwässernder Fluß in Südmexiko) direkt bei der Ortschaft Niltepec gefischt. Aufgrund der fortgeschrittenen Umweltverschmutzung stellten wir neben wenigen Cichliden nur stark juckende Arme und Beine fest. Der jämmerliche, während der Trockenzeit zu einem Rinnsal verkommene Typusfundort von Vieja zonata war vollkommen von Algen übersät und roch intensiv nach Fäkalien. Trotzdem wuschen die Anwohner im Restwasser ihre Wäsche, Pferde- und Kuhmist waren allgegenwärtig. Wir fanden aber immerhin etliche Amphilophus trimaculata, Am. macracanthus und V. zonata, viele Lebendgebärende, jedoch keine Tilapien.


Rund 10 km weiter südlich kreuzte der Rio Zanacatepec die Panamericana. Dieser fast wie ein Bilderbuch wirkende Fluß wirkte auf uns wie ein krasser Gegensatz. Glasklares, 30°C warmes Wasser, Massen von Cichliden und badende Mexikaner ließen unser Herz höher schlagen. Auch wir nahmen angesichts der schätzungsweise 35°C Lufttemperatur erst einmal ein sogenanntes ?Erkundungsbad? mit Schnorchel und Maske. Abgesehen hatten wir es nur auf Am. macracanthus, da sich keiner der Teilnehmer (vier Mittelamerika-FansS) für Am. trimaculata begeistern konnte und die V. zonata zu groß und zu schnell waren. Klägliche drei Am. macracanthus konnten wir im Rio Niltepec mit unseren beiden 10 m Stellnetzen erbeuten, hier im Rio Zanacatepec schien alles einfacher, da keine Algen vorhanden waren, die sich im Netz verhedderten und der Boden aus reinen Kieseln bestand. Trotzdem war es leichter gesagt als getan. Selbst mit Absperren eines ?Nebenarmes?, des ebenfalls wenig Wasser führenden Flusses, konnten wir in mehreren Stunden nur weitere drei Am. macracanthus in bereits riskanter Transportgröße von ca. 6-7 cm erbeuten.


Um so mehr erstaunt waren wir, als sich plötzlich ein Fisch in unserem Netz fand, der zwar eindeutig nach Cichlide aussah, jedoch nicht nach Mittelamerikaner. Leider war das gefangene Tier schon vorher verletzt worden oder erkrankt, so daß es nach einem Foto wieder in die Freiheit entlassen mußten, wo es mehr taumelnd als schwimmend mit der Strömung verschwand. Wir konnten bei weiteren Fangversuchen nichts Vergleichbares mehr erbeuten. Nun stellte sich sofort für uns die Frage, ob wir hier eine neue Art gefunden hätten. Jedoch waren wir nach intensiver Beobachtung des sich im Handkescher befindlichen Cichliden eher der Meinung, hier habe jemand einen Verwandten der Aequidens-Gruppe ausgesetzt. Zumindest die Körperform gab uns allen Grund zu zweifeln, im Rio Zanacatepec einen neuen Cichliden gefunden zu haben. Erstaunlich schien es uns aber weiterhin, daß jemand in dieser Gegend (Dörfer, Weideland, schlechte Straßen und sonst nichts) Cichliden aussetzte. Wir konnten und können es uns auch heute kaum vorstellen, wie dieses Tier dorthin kam. Betrachten Sie das Foto und urteilen Sie selbst!

* Reiseteilnehmer: Frank Angermann, Jochen Grad, Manfred Hinzmann, Verfasser

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© Peter Buchhauser