Der angesehene US-Ichthyologe Robert Rush Miller stellte noch in den sechziger Jahren die Frage, ob V. synspilum nicht ein Synonym zu dem älteren V. melanurus sei Peter Buchhauser
Seit mehreren Jahren beschäftige ich mich mit zwei mittelamerikanischen Buntbarschen, die beide im Dreiländereck von Mexiko, Belize und Guatemala vorkommen. Den Quetzal- oder Feuerkopfbuntbarsch, Vieja synspilum (Hubbs, 1935) kennt fast jeder, seinen nächsten Verwandten jedoch, den Schwarz-schwanzbuntbarsch, Vieja melanurus (Günther,1862), trifft man äußerst selten in heimischen Aquarien an.
Beide Cichliden gehören zu der Gruppe von Paradiesvögeln, wie die Cichliden der Gattung Vieja im Volksmund bezeichnet werden. Ob den Tieren damit die nomenklatorisch endgültige Bezeichnung zuteil wurde, kann nicht sicher behauptet werden, da sie zuerst alle in die große Gattung Cichlasoma gehörten, zwischenzeitlich als Theraps und später als Paratheraps bezeichnet wurden. Soviel zu den wissen-schaftlichen Belangen und Verwirrungen.
So mancher erfahrene Pfleger stellt sich im Laufe der Jahre etliche Fragen zu diesen beiden Cichliden, da die Tiere viele Standortvarianten mit teilweise erheblichen Größen- und Farbunterschieden entwickelten. Von Zeit zu Zeit haben begeisterte Aquarianer verschiedenste Tiere nach Europa gebracht und hier verbreitet. Es ist daher in diesem Bericht gar nicht möglich, auf alle in unseren Aquarien existierenden Formen einzugehen. Hinzu kommt, daß junge Buntbarsche gleicher Elterntiere später eine unterschiedliche Färbung aufzeigen können, da diese doch futterabhängig ist. Wer viel karotinhaltiges Futter (Artemia, Shrimps, Bachflohkrebse, etc.) gibt, den werden seine Fische mit sehr ansprechenden, prächtigen Orange-, Rot- oder Violettönen im Kopfbereich entlohnen. Wer nur zu Sticks und Pellets greift, muß sich mit den weniger auffälligen Gelb-, und Goldtönen zufriedengeben, was nicht heißen soll, daß diese Tiere nicht auch attraktiv sein können.
Ähnliches ereignet sich in der Natur, wo die Fische sowohl klare, schnellfließende Bäche und Flüsse als auch stehende, trübe Tümpel und Viehtränken bewohnen. Beispielsweise befindet sich im klaren Rio Chacamax in Chiapas, Mexiko, eine farblich recht attraktive Variante von Vieja bifasciata. Wenige Meter davor lebt in einem trüben Tümpel die gleiche Art, allerdings kaum gefärbt. Ob die Tiere durch Über-schwemmungen einer starken Regenzeit dorthin gelangten oder von Menschenhand verbreitet wurden, vermag ich nicht zu beurteilen. Fest steht jedoch, daß sich im Rio Chacamax, dessen Flußbett mit runden Kieseln aller Art geradezu übersäht ist, viele Kleinkrebse unter den Steinen befinden, die zu-mindest einen Teil der Nahrung ausmachen. Im Schlick des Tümpels konnten wir allerhand Kleinst-lebewesen finden, jedoch nicht diese Krebschen. Wir führten keine Magenuntersuchungen durch, schlossen aber anhand der Ausscheidungen der gefangenen Fische deutliche Rückschlüsse auf unter-schiedliche Ernährungsweisen.
Im Aquarium erweisen sich beide Viejas als problemlose Pfleglinge, sofern man einige entscheidende Dinge beachtet. Die Tiere können bei entspechender Fütterung sehr groß werden, brauchen dementsprechend viel Platz. Der größte von mir je vermessene Vieja war ein altes Männchen von V. fenestrata mit einer Totallänge von 46 cm. Das Tier wurde so herangemästet, daß es kaum noch schwimmen konnte und nur ein bißchen im viel zu kleinen Verkaufsaquarium herumschaukelte. In der Natur hätte dieser Fisch keine Überlebenschance mehr. Doch selbst bei angemessener Fütterung erreichen viele Tiere - wenn auch erst nach einigen Jahren - die 40 cm Grenze. Öffentliche Schauaquarien, wie z.B. Hellabrunn München, halten Prachtexemplare dieser Größe (V. maculicauda, synspilum und fenstrata) problemlos seit etlichen Jahren. Diese extremen Größenbeispiele sollen aber nicht entmutigen, denn bei vernünftiger Pflege kann man diese Buntbarsche jahrelang in Aquarien von 150 cm bis 200 cm halten, züchten, und wird seine Freude daran haben. Wichtig für das Wohlbefinden der Tiere ist ein regelmäßiger Teilwasserwechsel von mindestens einem Viertel pro Woche, wobei nach obenhin keine Grenzen gesetzt werden. Das Frischwasser darf ruhig einige Grade kühler sein, dadurch wird das Balzverhalten angeregt.
Ein sehr entscheidender Punkt ist die Fütterung. Man sollte wissen, daß sich alle Vieja im natürlichen Lebensraum zu einem großen Teil von pflanzlichen Stoffen ernähren. Im Gegensatz zu vielen anderen mittelamerikanischen Buntbarschen sind Viejas keine Fischfresser. Die Tiere besitzen einen relativ langen Magen-Darm-Trakt, das bedeutet, die Nahrung verweilt lange im Körper, wird langsam verdaut und weitestgehend verwertet, bevor sie wieder ausgeschieden wird. Deshalb ist es unbedingt notwendig, Ballaststoffe in ausreichender Menge zu reichen. Völlig falsch wäre eine Fütterung von Rinderherz oder roten Mückenlarven. Was bei Tropheus moori gilt, gilt ohne Einschränkung auch bei Viejas. Bei falscher Ernährung verfetten die Fische allmählich, wachsen nach außen hin eine Zeitlang prächtig und stellen schließlich den Fortpflanzungstrieb ein. Es entwickeln sich oft Krankheitsbilder wie Geschwüre im Kopfbereich, Knoten und Aufbrüche an den Körperflanken, da die körpereigenen Abwehrkräfte gegen bakterielle Erkrankungen fehlen. Eine sinnvolle Futtergabe beinhaltet gewaschenen, frischen Salat und Spinat sowie gequetschte Erbsen. Mit einer Ergänzung durch verschiedene Krebstiere rundet man die Ernährung ab und verabreicht so den Tieren die notwendigen Proteine für ein vernünftiges Wachstum, ohne sie zu mästen. Der von Konings beschriebene ?Cichliden-Mix? (aus ?Cichliden - artgerecht ge-pflegt?) für afrikanische Buntbarsche ist ein hervorragendes Beispiel für ein preisgünstiges, selbst-herzustellendes Futter, welches den Viejas ebenfalls gut bekommt.
Da die Fische Wasserpflanzen ?zum Fressen gerne? haben, sind diese wenig zur Dekoration geeignet. V. synspilum und V. melanurus machen sich auch an harte Pflanzen wie Anubia, Spathiphyllum und Micro-sorium ran. Im natürlichen Lebensraum kommen kaum Wasserpflanzen vor, wie wir sie kennen. Ufervegetation, die ins Wasser reicht, stellt den pflanzlichen Teil der Nahrung dar. Erwachsene, ausgefärbte Tiere sind an sich sehr dekorativ und benötigen keine Pflanzen im Aquarium. Trotzdem möchte ich eine Möglichkeit erwähnen, die ich einmal vor einigen Jahren bewundern konnte. In einem relativ tiefen Aquarium (mind. 80 cm als Breitenmaß) trennte der Besitzer mittels einer ganzflächig eingeklebten Glasscheibe den hinteren Teil ab und bepflanzte diesen sehr dicht. Mittels Überlauf durchlief das Wasser diesen Pflanzteil, bevor es in die Filterkammer gelang. So bildete die Wasserpflanzenzone als Vorfilter eine Art Sedimentationsbereich, grobe Verunreinigungen sanken bereits hier zu Boden und wurden von den Pflanzen wieder als Nährstoffe verarbeitet, bevor sie den Filter zu schnell verstopft hätten. Die Plazierung der Beleuchtung im hinteren Viertel des Beckens ließ die Tiere in den prächtigsten Farben vor einem natürlichen Hintergrund aus Pflanzen erscheinen. Sicherlich ein wenig aufwendig, jedoch als Schaubecken, z.B. für das Wohnzimmer, eine echte Bereicherung mit großen Viejas als Besatz.
Damit bin ich beim letzten wichtigen Punkt zur erfolgreichen Vieja-Pflege angelangt, der Filterung. So hart es klingen mag, vergessen sie zunächst alle Anpreisungen des Handels. Das soll nicht heißen, daß diese Produkte nicht gut genug wären, es bedeutet lediglich, daß die Unterschiede zwischen den einzelnen Systemen nicht der Erwähnung wert sind. Ob Innen- oder Außenfilter, ob Motorpumpe oder Luftheberprinzip, das spielt bei Viejas alles nur eine untergeordnete Rolle. So großartig die Werbung die Erzeugnisse der einzelnen Hersteller auch machen mag, eines nimmt ihnen kein Filter ab: Daß man sich mit der technisch neuesten Errungenschaft auf die faule Haut legen kann und der Filter alle Arbeit verrichten würde. Wichtig ist die regelmäßige Reinigung, selbst wenn der Filter noch so groß ist, muß zumindest die Grobschmutzzone oder die 1. Kammer gereinigt werden. Den idealen Filter für diese Großcichliden gibt es ohnehin nicht, ich habe in mehr als 20 Jahren Aquaristik fast alles ausprobiert, was man käuflich erwerben kann oder als geschickter Bastler selbst herzustellen vermag. Wichtig sind nur zwei Dinge, erstens muß das Aquarienwasser irgendwie (!) durch die Filtermasse fließen und zweitens muß dieses Medium möglichst viele Bakterien beherbergen können. Beste Erfahrungen konnte ich persönlich mit dem blauen, offenporigen Filterschaum machen, der erst seit einigen Jahren allgemein erhältlich ist, unabhängig davon, ob das Wasser von einer Pumpe durchgedrückt wird oder von einem Luftheber durchgesogen wird. Aber bekanntlich führen auch andere Wege nach Rom...
Sieht man einmal von der unterschiedlichen Färbung und dem Zeichnungsmuster erwachsener Exemplare ab, dann gibt es zwischen V. melanurus und V. synspilum keine wesentlichen Unterschiede. Beide Arten werden annähernd gleich groß, die Männchen bekommen einen imposanten Stirnbuckel mit zunehmender Reife, und beide Arten legen das gleiche innerartliche Verhalten an den Tag. Das Argument, daß V. synspilum deutlich größer, bulliger und hochrückiger werden soll als V. melanurus, kann so nicht gehalten werden, da bislang nur sehr wenige Aquarianer V. melanurus über Jahre hin gehalten und großgezogen haben. H. Garbe z.B. hielt ein selbstgefangenes Paar, das deutlich über die 30 cm-Grenze hinauswuchs und der Körperform von V. synspilum nahezu identisch war. Vereinfacht bleibt zu sagen, daß sich V. melanurus mehr auf die Töne zwischen gelborange, gold und schwarz beschränkt, während V. synspilum im Kopfbereich häufiger zu einem dunkelrot bis violett tendiert und auf den Flanken bunter wird, d.h. mehr Blau- und Grüntöne aufweist. Charakteristisch scheint für junge V. melanurus ein Bereich mit 3 oder mehreren schwarzen Flecken im Rücken sowie ein von der Schwanzwurzel bis fast zur Körpermitte hin reichendes Band aus unterbrochenen schwarzen Flecken zu sein, während V. synspilum als Jungfisch nur eine eher unregelmäßige Schwarzfleckung, beginnend von der Schwanzwurzel aus, besitzt. Bleibt V. melanurus lange Zeit fast am gesamten Körper goldgelb und wird im Alter orange, so bildet V. synspilum in der Regel zuerst einen zartroten Kopfbereich und später die blaugrüne Zone vom Bauch bis zur Afterflosse. Bei V. melanurus ist dieser Bereich im Alter fast immer nur schwarz, nur ein kleiner Bereich der Afterflosse wird blaugrün. Insgesamt überwiegen bei V. melanurus die Schwarz- und Gelbtöne, er ist einheitlicher gefärbt als der wirklich bunte V. synspilum.
Der angesehene US-Ichthyologe Robert Rush Miller stellte noch in den sechziger Jahren die Frage, ob V. synspilum nicht ein Synonym zu dem älteren V. melanurus sei. Das Typusexemplar von V. melanurus stammte bei Günther aus dem Petensee, während Hubbs sein Exemplar aus dem Rio San Pedro de Martir benennt (beides in Guatemala). Nun steht aber außer Zweifel, daß V. synspilum im gesamten Usumacintabereich anzutreffen ist, d.h. auch in Mexiko. Obwohl in manchen Biotopen bestimmte Vieja-Arten sympatrisch vorkommen können, läßt sich heutzutage fast nicht mehr feststellen, wodurch ein natürliches Verbreitungsgebiet gekennzeichnet ist. Bewußte Faunenverfälschung, beziehungsweise Gräben und künstlich angelegte Tümpel und Viehtränken sorgten für unnatürliche Verbreitungsmöglich-keiten. Hierzu gehört auch das Aussetzen ostafrikanischer Maulbrüter (Oreochromis-Arten), die mittlerweile auf dem Fischmarkt in Palenque alle einheimischen Cichliden verdrängt haben. Bei Fischen geht die Evolution sehr schnell voran, selbst in Gefangenschaft. Binnen 20 oder 30 Jahren bilden sich durch Isolation und Inzucht Aquarienpopulationen, die sich zum Teil wesentlich von der Naturform unterscheiden können. Gleiches passiert in Naturhabitaten, in die der Mensch verstärkt eingreift. Bislang scheint aber niemand ein sympatrisches Vorkommen von V. melanurus und V. synspilum zu kennen. Letzte Zweifel, ob es sich doch nur um eine Art handeln könnte, bleiben mir daher bestehen. Hinzu kommt, daß namhafte Autoren und Cichlidenkenner (Werner, Stawikowski, Mailand, etc.) als Grenzgebiet der natürlichen Verbreitung beider Arten den Belize River in Belize ansehen, ohne Aufschluß darüber zu geben, welche der beiden Vieja-Arten im Belize River zu finden ist. Dies würde nun vereinfacht bedeuten, daß beide Arten in Belize vorkommen, V. melanurus zusätzlich nur in Guatemala, nicht aber in Mexiko. Auf mehreren Reisen in diese Gebiete konnte ich mich selbst davon überzeugen, daß die Variabilität dieser Fische enorm ist und noch lange nicht alles über ihr Verbreitungsgebiet bekannt ist. Wohlgemerkt spreche auch ich nur von Erfahrungen, die ich in einem begrenzten Zeitraum innerhalb bestimmter Biotope machen konnte, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Im Dezember 1994 fielen mir in der Laguna Bacalar im mexikanischen Grenzgebiet zu Belize brutpflegende Tiere auf, die aufgrund ihrer charakteristischen Färbung (goldgelb mit drei schwarzen Flecken unterhalb der Rückenflosse) eindeutig als V. melanurus zu identifizieren waren. Es waren etliche halbwüchsige Paare mit Jungfischen sowie eine Vielzahl von unverpaarten Einzeltieren geringerer Größe zu sehen. Große, erwachsene Tiere mit Stirnbuckel waren nicht zu finden, alle Tiere waren mehr oder weniger spitzköpfig und selbst die brutpflegenden Paare maßen nicht mehr als maximal 16-18 cm. Mittlerweile konnten sich weitere Aquarianer und Cichlidenliebhaber ein Bild von der dort vorkommenden Cichlidenform machen und geben die gleiche Meinung wieder. Zwischenzeitlich haben sich meine Erkenntnisse jedoch vertieft und zwei wesentliche Fragen tauchten auf, die mir wieder Zweifel aufkommen lassen. In unmittelbarer Nähe der Lagune befindet sich ein riesiger, etwa 90 Meter tiefer Cenote (natürlicher Brunnen einer Einsturzdoline auf der kalkhaltigen Yucatan-Halbinsel), der mit großer Wahrscheinlichkeit V. synspilum beinhaltet. Die Ende 1994 von mir mitgenommenen Jungfische von V. melanurus sind mittlerweile erwachsen und prächtig ausgefärbt, leider sehen sie ihren Elterntieren nicht mehr ganz so ähnlich, da die schwarze Rückenzeichnung weitgehend verschwand und das männliche Tier relativ hochrückig ist. Andererseits spricht der orangefarbene Kopf und die restliche goldbraune Färbung auch nicht für V. synspilum. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Tiere eines Freundes von mir entwickeln, die erst im September 1997 in der Laguna Bacalar gefangen wurden.
Im Jahre 1995 reiste ich mit zwei befreundeten Aquarianern nach Belize, um in diesem relativ unbekannten kleinen Staat Mittelamerikas Ausschau nach Cichliden zu halten. Aus zwei verschiedenen Flüssen brachten wir etwa 90 winzige Viejas mit nach Hause. Die bei dem Örtchen Dangriga im False Branch Creek und in einem Zufluß des Sibun River gefangenen Tiere ließen sich problemlos aufziehen. Nachdem wir im Sibun River mit dem Wurfnetz ein größeres weibliches Tier lebend erbeuten konnten, waren wir überzeugt davon, V. synspilum erwischt zu haben. Ausgedehnte Unterwasserbeobachtungen bekräftigten unsere Meinung. Ein paar Tage später konnten wir bei einer sehr idyllischen Kanufahrt auf dem Macal River unweit dem Städtchen San Ignacio sehr schöne und zum Teil beachtlich große Viejas ausmachen, welche in herausragender Brutpflegefärbung durch die Wasseroberfläche deutlich auffielen. Bislang waren uns alle Viejas in Belize als relativ blaß und unscheinbar erschienen. Selbst große Tiere im Belize River, nur einige Kilometer landeinwärts der Mündung in das karibische Meer, zeigten kaum Farben. Sie waren mehr als 20 cm groß mit beige-silbrig glänzendem Körper und einer schwarzen keilähnlichen Zeichnung vor der Dorsale. Nach langen Beobachtungen waren wir fest davon überzeugt, daß die auffälligen Viejas im Macal River nur V. melanurus sein können. In flachen Zonen von weniger als einem Meter Tiefe fielen die kräftig orange und schwarz gezeichneten Tiere auf, wobei die Männchen aber stattliche Stirnbuckel trugen. Leider ist die Fluchtdistanz aller Viejas so groß, daß uns nur Unterwasserfotos von kleinen, kaum gefärbten Tieren gelangen. Verunsichert wurden wir aber auch hier, da wir daneben den gleichen Vieja-Typ wie im Sibun River vorfanden. Unser damaliger und vielleicht voreiliger Schluß war, daß der Macal River einer der gesuchten Flüsse sein muß, in dem beide Arten sympatrisch vorkommen. Eine weitere Bekräftigung für die Existenz zweier guter Arten.
Inzwischen sind unsere Belize-Synspilum kräftig gewachsen, haben eine prächtige Färbung erhalten und sich bereits im Aquarium vermehrt. Nur leider sehen sie jetzt fast genauso aus, wie die Tiere aus dem Macal River. Aufgrund des Fehlens von Blau- und Grüntönen eher wie V. melanurus, aufgrund der unregelmäßigen schwarzen Fleckung aber auch eher wie V. synspilum. Relativ hochrückig, doch ohne nennenswerten Stirnbuckel bei den Männchen. Fest steht, daß sich bezüglich Artzugehörigkeit niemand eindeutig festlegen wollte und daß die Tiere bislang noch nicht in unseren Aquarien auftauchten.
Schließlich bin ich immer noch nicht endgültig überzeugt davon, ob nun V. synspilum eine gute Art ist, oder doch nur ein Synonym zu V. melanurus. Wenn man sich vor Augen hält, daß Hubbs Typus-exemplar zur Beschreibung nur 69 mm Standardlänge aufwies und Günther’s Beschreibung aus dem Jahre 1862 für heutige Verhältnisse recht dürftig erscheint, dann bleiben doch etliche Zweifel bestehen.
Ein anderes Beispiel belegt, was ich meine. Lange Zeit hielt man ?Cichlasoma? loisellei, für ?C.? managuense, bis man sich schließlich eines besseren belehrte und meinte, es sei ?C.? friedrichsthalii. In Wahrheit war es eine Neuentdeckung, die Bussing erst im Jahre 1989 zu Ehren von Loiselle beschrieb.
Vielleicht bekommen die oben genannten Cichliden eines Tages ihren richtigen Namen, vielleicht sieht aber der richtige V. synspilum doch anders aus, als wir denken. Überlassen wir dies den Wissen-schaftlern, Freude machen mir meine unterschiedlichen Viejas auch ohne eindeutige Artzugehörigkeit und dies ist für den Aquarianer das Entscheidende. Trotzdem habe ich mir festvorgenommen, noch einmal die Biotope dieser Viejas genauer zu inspizieren.
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© Peter Buchhauser